Asche zu Asche – Staub zu Staub
Politik, Umweltverbände und ausgewählte Branchenvertreter diskutieren über die Rolle des Staubabscheiders als Teil der Zukunft des Ofens
Ein erlesenes Fachpublikum diskutierte am 28. September 2023 in der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur in Leipzig das Thema Staubabscheider – kontrovers, aber mit Perspektiven. Prof. Dr. Ingo Hartmann hatte gemeinsam mit dem neugegründeten Verband für Staubabscheider, der Clean Exhaust Association, eingeladen. Thema war der Abscheider, jedoch mit klarem politischem Zungenschlag. Als Moderator und Experte führte Dr. Johannes R. Gerstner durchs Programm, unterstützt von Prof. Dr. Hartmann.
Die Veranstaltung begann mit kurzen Impulsvorträgen aus Politik und Forschung. Der oberste Luftreinhalter Deutschlands, Dr. Marcel Langner vom Umweltbundesamt UBA, positionierte sich deutlich. Nur wenn Staubabscheider wirksam die Abgase reduzieren, wird es von gesetzlicher Seite überhaupt ein Verhandlungsfenster für die Zukunft des Holzofens geben. Zu lange wären zu viele Stäube emittiert worden, spätestens durch die Luftqualitätsrichtlinie der EU wird es massiven Druck auf die Bundesregierung geben.
Dr. Axel Friedrich, Luftreinhalteexperte und Berater der Deutschen Umwelthilfe DUH, pflichtete diesem Standpunkt grundsätzlich bei, stellte aber auch klar, dass die Abscheidetechnologie nun so weit ist, um die Stäube wirksam zu verhindern. Aus seiner Sicht gibt es zumindest aus der Perspektive der Luftreinhaltung mit einer gewünschten zukünftigen Verbreitung der Abscheidetechnologie kaum noch Argumente gegen einen Holzofen.
Politik (UBA), Forschung (RWTH Aachen/DBFZ) und Verbände (ZDS/DUH) im Gespräch über Abscheider.
Prof. Dr. Ingo Hartmann, leitender Mitarbeiter des Deutschen Biomasseforschungszentrums und Professor an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur in Leipzig, teilte in seinem kurzen Impuls die Einschätzung, zeigte aber auch die offensichtlichen Schwierigkeiten. Und die sind nicht technisch. Denn aktuell sind Staubabscheider noch Kleinseriengeräte, die aufwändig produziert werden müssten. Der Preis: entsprechend hoch. Die wirtschaftliche Grundlage für eine effiziente und längst notwendige Staubminderung würde nur entstehen, wenn die Absatzzahlen stiegen.
Volker Schlickum, bei der Berliner Senatsverwaltung zuständig für Luftreinhaltung, bestätigte die Einschätzung. Er wünschte sich, dass Staubabscheider bereits jetzt zu sozial verträglichen Preisen verfügbar wären. Und die sähe er bei deutlich unter 1.000 Euro. Aber er zeigte auch die Chance auf, dass im Zuge der letzten Austauschwelle durch die BImschV bis Ende 2024 eine gute Möglichkeit entsteht: In Berlin wird geplant, deutlicher auf die Nachrüstmöglichkeit von Staubabscheidern hinzuweisen und so eine größere Verbreitung der Technologie zu erzielen. Über ein Pilotprojekt wäre er derzeit mit dem Gastgeber CEA im Gespräch, erste Informationen könnten bald folgen.
Nach den Impulsen ging es ans Arbeiten. Und damit gleich ans Eingemachte. Die Teilnehmer, zu denen auch Vertreter von Umweltorganisationen und Ministerialmitarbeitende gehörten, diskutierten in einer ersten Runde die Vorteile der Abscheidetechnologie. Dabei wurde deutlich: An der Wirksamkeit zweifelt kaum noch jemand, es sind Fragen der Praxis, die die Teilnehmenden beschäftigen. Der Einbauort wird beispielsweise ausführlich diskutiert. Einige Ergebnisse legen nahe, dass eine mündungsnahe Lösung ideal ist, andere präferieren die Kombination mit Katalysator bereits in der Feuerstätte. Auch das mangelnde Fachwissen bei Schornsteinfegenden und Verarbeitenden ist ein Thema. Oft sehen diese den Abscheider zum ersten Mal und müssen sich mit der Technologie erst vertraut machen.
Die Diskutanten sahen auch Grenzen. Aktuell hohe Preise, Ansprüche an die Bedienung der Feuerstätte und mögliche Geräuschentwicklungen müssen in der Praxis beobachtet werden. Dazu kommt ein Reinigungsaufwand, der aber in den Griff zu bekommen sei. Moniert wird von mehreren Seiten, dass der Gesetzgeber den Staubabscheider noch nicht wirklich auf dem Zettel hat. Hier muss Aufklärungsarbeit geleistet werden.
Im zweiten Teil des Workshops ging es dann um die Frage, wie die weitere Verbreitung von Staubabscheidern befördert werden kann. Schulung und Information, digital und vor Ort ist wichtig, da sind sich alle einig. Das fängt bei einer guten Onlinekommunikation über die Abscheidetechnologie an und hört bei Schulungen von Schornsteinfegenden und Verarbeitenden nicht auf. Auch die Arbeit des neugegründeten Verbandes unter dem Vorsitz von Alexander Root wird als sehr wichtig erachtet. Das Thema Förderung wird kontrovers diskutiert. Dr. Gerstner betonte, dass Förderungen oft eine Einbahnstraße sind, und weist auf die großen Probleme diesbezüglich im Biomassekesselbereich hin. Andererseits fehle noch immer der Anschub, um die Technologie weiter zu verbreiten.
Abschließend zeigten sich die zwei Moderatoren zufrieden mit der Diskussionskultur und den Ergebnissen. Dr. Gerstner machte noch einmal deutlich, wie wichtig das gegenseitige Verständnis von Motivationen ist. „Nur, wenn die Politik versteht, dass Unternehmen wirtschaftlich handeln müssen und Unternehmen zugleich verstehen, dass sich auch Politik an Luftreinhaltezielen messen lassen muss, dann werden wir einen gemeinsamen Weg finden.“ Für eine erste Veranstaltung bezeichnete er die Ergebnisse jedoch bereits als „fast schon sensationell“. Die CEA plant, diesen Dialog fortzusetzen und stellt sich auch weiteren Verbänden als Plattform und Gesprächspartner aktiv zur Verfügung.